… hiess es bei der lesenden Minderheit für die letzten beiden Monate des Jahres. „Also gut, kein Problem“, dachte ich, „von denen stehen ein paar wartend im Bücherregal.“ Ganz so einfach fiel mir die Wahl dann aber doch nicht. Ich habe das Bedürfnis nach nicht allzu schwieriger Literatur und dabei versuchte ich unbewusst einen so modernen Klassiker wie möglich zu wählen, in der Hoffnung der sei dann etwas leichter zu lesen. Aber wie jung darf ein Klassiker denn sein, damits noch ein Klassiker ist?

Bei Wikipedia steht folgendes:

Klassiker in der Literatur Im engeren Sinne werden die antiken griechischen oder lateinischen Schriftsteller, deren Werke auch heute noch Bedeutung besitzen, als Klassiker bezeichnet. In der Literaturgeschichte als deutsche Klassiker sind die Dichter der Blütezeit der deutschen Literatur zur Zeit Goethes, Schillers und Hölderlins gemeint, im engeren Sinne als „Weimarer Klassiker“ Wieland, Herder, Goethe und Schiller.

Als Moderne Klassiker bzw. Gegenwartsklassiker werden Künstler bzw. deren zum allgemein anerkannten Literatur- bzw. Kunstkanon gehörende Werke jüngeren Datums bzw. der Gegenwart bezeichnet, z. B. der Schriftsteller Thomas Mann und seine Buddenbrooks oder der Kinderbuch-Klassiker Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren, Der Steppenwolf von Hermann Hesse, Ulysses von James Joyce; als Krimi-Klassiker die Werke von Agatha Christie und Arthur Conan Doyle.

Ich machte es mir also etwas einfacher und entschloss mich für einen Gegenwartsklassiker. Es muss einfach ein Buch sein, dass wenigstens die viel lesenden mindestens vom hören sagen kennen. Und ich glaube, das ist der Fall bei „Der Tod in Venedig“ von Thomas Mann.

Am Anfang tat ich mich schwer mit der „alten“ Sprache: etwas schwülstig und dann diese langen Sätze. Aber nach dem zweiten Kapitel habe ich mich daran gewöhnt und 2.5 Stunden später war das Buch zu Ende. Der Tod gekommen.

Wie das früher halt wohl oft so war, werden die Dinge nicht beim Namen genannt… aber das stört nicht wirklich.

Das Buch nimmt zwei „unerwartete“ Wendungen:

Die erste kommt relativ früh. Man erwartet sie. Sie muss kommen. Und wenn sie dann kommt, kann man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Der Protagonist – so vornehm und wegen der Umstände schier am zerreissen – wird elegant erlöst.

Die zweite Wendung, die kommt gegen den Schluss. Hier erhofft man sich die Wendung mehr als das man sie kommen sieht.

Liebe zum gleichen Geschlecht. Zu der Zeit, in der Bevölkerungsschicht… und ohne die Dinge beim Namen zu nennen. Wie weit kann T. Mann das treiben? Man fragt sich, wohin das wohl führen wird.

Und wieder entscheidet das Schicksal. Die Liebe zum gleichen Geschlecht wird in dieser Novele elegant „touchiert“ – etwas mehr als bloss touchiert vielleicht. Man könnte auch sagen, T. Mann macht es sich zu einfach. Aber ich finde es irgendwie schön. Es bleibt alles leidenschaftlich, verstörend, fieberhaft, aber glücklich. Ohne Schuldgefühle und gesellschaftliche Konflikte.

So. Jetzt steht also ein Klassiker weniger wartend bei mir im Bücherregal.

Wer wissen möchte, was sonst noch so für Klassiker gelesen worden sind, schaut hier vorbei.